Nürnberg:Paddeln auf dem Frankenschnellweg

Bayerisches Kabinett tagt in Nürnberg - Frankenschnellweg

Der Frankenschnellweg macht seinem Namen nicht immer Ehre.

(Foto: dpa)

Das jeweilige Adrenalin­aufkommen zweier mittelfränkischer Nachbar­städte erlebt mehrfach starke Schwankungen. Aber was sich jetzt wegen der bekannten Autobahn mit Ampeln abspielt, lässt fraglos die Gemüter überlaufen.

Glosse von Olaf Przybilla

Eine Straße, die in Sichtweite den Fürther Stadtteil Ronhof passiert, treibt dem Nürnberger schon aus grundsätzlichen Erwägungen den Adrenalinspiegel in die Höhe. Der Stadtteil gilt als die Heimat eines Vereins, der kürzlich anlässlich eines geradezu epischen Triumphes (Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs und das im letzten Spiel mit nur zehn Mann auf dem Platz) nichts Lustigeres zu tun wusste, als sich sogleich ein Leiberl überzustreifen und darauf hinzuweisen, dass man damit ja nun "Franken-Meister" geworden sei.

Das mögen sie in Flensburg nicht recht verstehen. Franken-Meister? Die sind doch jetzt als komplett unterfinanzierter Underdog sensationell in die Bundesliga aufgestiegen - was wollen sie da mit ihren Spezialregionalismen? Ist den Fürthern aber wurscht, dass Flensburger das nicht kapieren dürften. Weil da, wo sie das kapieren sollen, da tun sie das schon (was man zuverlässig von einem Nürnberger weiß, der sehr kurz davor stand, sich ein neues TV-Gerät zulegen zu müssen).

Zurück aber zu besagter Straße, die an bestimmten Stellen so ziemlich exakt eine Grenze zwischen Fürth und Nürnberg zieht, allerdings mehr auf der Seite des, Verzeihung, Zweitligisten. Zur Ehrenrettung sei an der Stelle betont, dass ein Fußballverein nicht ausschließlich fürs Nürnberger Adrenalinaufkommen auf Höhe Ronhof verantwortlich zu machen ist. Ein bisschen trägt schon auch dazu bei, dass man dort auf dem "Frankenschnellweg" unterwegs ist, der absonderlichsten Wortfehlprägung des Freistaats. Spätestens nämlich kurz nach der Anschlussstelle Ronhof ist diese Straße der älteste und zuverlässigste Frankenstehweg der Welt, eine Art Autobahn mit Ampeln, herrlich.

Nur die Älteren wissen noch, wann erstmals versucht wurde, diesen Stau aufzulösen, es dürfte kurz nach Wallensteins Abzug aus seinem Lager südwestlich von Fürth gewesen sein. Nun aber keimt Hoffnung: Ein Verein will erreichen, dass demnächst über den Schnellweg gepaddelt werden kann. Ausbau ist keine Lösung, finden sie, Umbau zum Stadtkanal zwischen Nürnberg und Fürth - das ist die Lösung. Come together, auf dem Wasser!

Die Chancen? Hm. Wer die Leserbriefspalten der Nürnberger Zeitung studiert, der sieht da etwas ansteigen. Nicht aber den Wasser-, eher den Adrenalinspiegel.

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